Traditionelle VPNs sind langsam, schwer zu verwalten und stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Sie gewähren pauschalen Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk, wodurch Angreifer sich lateral bewegen können, sobald sie sich einmal per VPN Zugriff verschafft haben.
In diesem Artikel erfahrt ihr, wie Microsoft Entra Private Access funktioniert, welche Vorteile es gegenüber klassischen VPNs bietet und wie Unternehmen den sicheren Zugriff auf interne Anwendungen optimieren können.
Das Wichtigste in Kürze
1. Was ist Microsoft Entra Private Access?
Microsoft Entra Private Access ist eine Zero Trust Network Access (ZTNA)-Lösung und Teil von Microsoft Global Secure Access. Sie ermöglicht einen sicheren, identitätsbasierten Zugriff auf private Unternehmensressourcen, ohne ein vollständiges Netzwerk freizugeben.
Stattdessen erhalten Nutzer nur Zugriff auf die Anwendungen und Ressourcen, die sie benötigen, basierend auf Identität, Gerät und Standort. Die Zugriffsrechte werden dabei dynamisch und kontextabhängig angepasst.
Unternehmen können mit Entra Private Access sicheren Fernzugriff ohne VPN realisieren und ihre IT-Sicherheitsstandards verbessern.
2. Wie funktioniert Microsoft Entra Private Access?
Microsoft Entra Private Access setzt auf das Zero Trust-Prinzip und steuert den Zugriff gezielt auf Anwendungsebene. Jede Verbindung wird individuell geprüft, bevor der Zugriff gewährt wird.
Die Lösung analysiert kontinuierlich Benutzerkontext, Gerätestatus und Standort, um adaptive Sicherheitsrichtlinien anzuwenden. Statt einer pauschalen Netzwerkverbindung ermöglicht sie den direkten Zugriff auf autorisierte Anwendungen, wodurch Angriffsflächen reduziert und die Sicherheit erhöht werden.
Kernprinzipien von Entra Private Access
- Identitätsbasierter Zugriff:
Jeder Verbindungsversuch wird anhand von Identität, Gerät und Sicherheitsrichtlinien geprüft. Nur autorisierte Benutzer erhalten Zugang zu bestimmten Anwendungen – nicht zum gesamten Netzwerk.
- Dynamische Zugriffskontrolle:
Entra Private Access verwendet adaptive Richtlinien, die sich in Echtzeit anpassen. Beispielsweise kann der Zugriff verweigert oder eingeschränkt werden, wenn ein Benutzer aus einem unbekannten Netzwerk kommt oder ein nicht verwaltetes Gerät nutzt.
- Direkter App-Zugriff ohne VPN:
Anfragen werden über eine Cloud-Plattform geleitet, die den Datenverkehr analysiert, Richtlinien durchsetzt und unautorisierte Zugriffe blockiert. Dadurch entfällt die Notwendigkeit einer direkten VPN-Verbindung ins Firmennetz.
- Nahtlose Integration mit Microsoft Entra ID:
Durch die enge Verzahnung mit Microsoft Entra ID (ehemals Azure AD) lassen sich bestehende Identitäten und Sicherheitsrichtlinien direkt nutzen. Dies ermöglicht Single Sign-On (SSO) und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) für zusätzlichen Schutz.
3. Vorteile von Microsoft Entra Private Access
Microsoft Entra Private Access bietet eine sichere und moderne Alternative zu traditionellen VPNs, indem es den Zugriff gezielt auf Anwendungen beschränkt. Das Zero Trust-Prinzip stellt sicher, dass jede Verbindung individuell geprüft wird, wodurch Unternehmen ihre IT-Sicherheit und Effizienz erheblich steigern können.
Zero Trust-Sicherheit: Zugriff nur auf autorisierte Anwendungen
Im Gegensatz zu VPNs, die pauschalen Netzwerkzugriff gewähren, beschränkt Entra Private Access den Zugriff auf spezifische Anwendungen, die der Nutzer benötigt. Dadurch bleibt das interne Netzwerk verborgen, was das Risiko von lateralen Angriffen erheblich reduziert. Selbst wenn ein Konto kompromittiert wird, kann ein Angreifer nicht auf andere Systeme zugreifen.
Keine VPN-Abhängigkeit: Cloud-native Lösung ohne komplexe Infrastruktur
VPNs erfordern eine umfangreiche On-Premises-Infrastruktur, die gewartet und skaliert werden muss. Entra Private Access funktioniert hingegen vollständig cloudbasiert und benötigt keine zusätzlichen VPN-Gateways oder physischen Appliances. Unternehmen sparen dadurch Kosten und Administrationsaufwand und vermeiden gleichzeitig Performance-Probleme durch überlastete VPN-Server.
Adaptive Zugriffskontrolle: Echtzeit-Analyse von Benutzerkontext und Gerätestatus
Entra Private Access bewertet bei jeder Zugriffsanfrage den Kontext des Nutzers, einschließlich Standort, Gerät, Sicherheitsstatus und Benutzerverhalten. Falls eine verdächtige Aktivität erkannt wird, kann der Zugriff automatisch eingeschränkt oder blockiert werden. Dies erhöht die Sicherheit, ohne dass Nutzer manuell eingreifen müssen.
Bessere Performance: Direkte App-Verbindungen ohne VPN-Engpässe
VPNs leiten den gesamten Datenverkehr über zentrale Gateways, was zu Engpässen und Latenzen führt. Entra Private Access hingegen ermöglicht direkte Verbindungen zwischen Nutzer und Anwendung über Microsofts globales Netzwerk. Das verbessert die Performance und Benutzerfreundlichkeit, insbesondere für Remote-Mitarbeiter, die von verschiedenen Standorten aus arbeiten.
Einfache Verwaltung: Integration mit Microsoft Entra ID für zentrale Steuerung
Durch die enge Integration mit Microsoft Entra ID (ehemals Azure AD) lassen sich bestehende Sicherheitsrichtlinien, Single Sign-On (SSO) und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) nutzen. IT-Teams können den Zugriff zentral steuern und verwalten, ohne separate VPN-Profile oder Zertifikate konfigurieren zu müssen.
Hohe Skalierbarkeit: Flexibel für hybride und verteilte Teams
Da Entra Private Access eine Cloud-Lösung ist, kann sie problemlos für wachsende Unternehmen oder hybride Arbeitsmodelle skaliert werden. Neue Nutzer, Geräte oder Anwendungen lassen sich schnell integrieren, ohne dass physische VPN-Infrastrukturen erweitert werden müssen.
Mit diesen Vorteilen sorgt Microsoft Entra Private Access für mehr Sicherheit, weniger Komplexität und eine bessere Performance – ohne die Schwachstellen herkömmlicher VPNs.
4. Einrichtung von Microsoft Entra Private Access
Die Implementierung von Microsoft Entra Private Access erfolgt in mehreren Schritten. Da die Lösung cloudbasiert ist, entfällt die Notwendigkeit einer komplexen On-Premises-Infrastruktur.
Schritt 1: Aktivierung von Global Secure Access
Bevor Entra Private Access genutzt werden kann, muss Global Secure Access im Microsoft Entra-Portal aktiviert werden. Dies ermöglicht die Verwaltung von Zero Trust Network Access (ZTNA)-Richtlinien.
- Anmeldung im Microsoft Entra-Portal
- Navigieren zu Global Secure Access > Connectors
- Entra Private Access aktivieren
- Private Network Connectors aktivieren.
Schritt 2: Einrichtung des Private Network Connectors
Damit interne Unternehmensanwendungen erreicht werden können, muss ein Private Network Connector eingerichtet werden. Dieser stellt eine sichere Verbindung zwischen der Unternehmensinfrastruktur und Entra Private Access her. Es ist empfohlen, GSA-Connectors auf den dedizieren Server zu installieren.
- Herunterladen und Installieren des Private Network Connector-Agenten
- Verknüpfung mit dem Entra-Portal
- Konfiguration der Netzwerk- und Sicherheitsrichtlinien
- Applikationen (Ressourcen) erstellen (definieren), die zugegriffen werden müssen.
Schritt 3: Konfiguration von Traffic Forwarding Policies
Mit diesen Richtlinien wird definiert, wie und wann der Datenverkehr über Entra Private Access geleitet wird.
- Erstellung von Traffic Forwarding-Profilen
- Zuweisung von Benutzern und Geräten
- Aktivierung der Risiko- und Kontexterkennung
Schritt 4: Zuweisung von Berechtigungen & Richtlinien
Damit Benutzer auf Unternehmensanwendungen zugreifen können, müssen passende Zugriffsrichtlinien definiert werden.
- Integration mit Microsoft Entra ID zur Benutzerverwaltung
- Konfiguration von Adaptive Access Controls
- Aktivierung von Single Sign-On (SSO) und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)
Schritt 5: Installation des Global Secure Access Clients
Damit Endgeräte den sicheren Zugriff nutzen können, ist der Global Secure Access Client erforderlich.
- Bereitstellung über Microsoft Intune oder manuelle Installation
- Verknüpfung mit der Microsoft Entra ID
- Testen der Verbindung zu Unternehmensanwendungen
Sobald diese Schritte abgeschlossen sind, können Benutzer sicher auf private Unternehmensanwendungen zugreifen – ohne VPN.
5. Microsoft Entra Private Access im Vergleich zu VPNs
Traditionelle VPNs waren lange die Standardlösung für den Fernzugriff auf Unternehmensnetzwerke. Doch sie bringen erhebliche Sicherheitsrisiken und Performance-Probleme mit sich.
Hauptunterschiede zwischen Entra Private Access und VPNs
Warum ist Microsoft Entra Private Access die bessere Wahl?
- Minimierte Angriffsfläche: Benutzer erhalten nur Zugriff auf benötigte Anwendungen, nicht das gesamte Netzwerk.
- Bessere Performance: Direkter Zugriff auf Anwendungen ohne Verzögerungen durch VPN-Tunnel.
- Weniger Administrationsaufwand: Keine physische VPN-Infrastruktur, einfaches Cloud-Management.
- Erhöhte Sicherheit: Zero Trust-Prinzip mit Identitäts- und Kontextprüfung.
Microsoft Entra Private Access bietet mehr Sicherheit, bessere Skalierbarkeit und höhere Benutzerfreundlichkeit als herkömmliche VPNs. Unternehmen, die ihre IT-Infrastruktur modernisieren möchten, profitieren von einer effizienteren und sichereren Lösung für den Fernzugriff.
6. Häufige Anwendungsfälle für Microsoft Entra Private Access
Microsoft Entra Private Access eignet sich für verschiedene Szenarien, in denen Unternehmen einen sicheren, flexiblen und leistungsstarken Zugriff auf private Anwendungen benötigen.
Sicherer Fernzugriff für Remote-Mitarbeiter
Viele Unternehmen setzen auf hybride oder vollständig remote arbeitende Teams. Statt einer VPN-Verbindung, die den gesamten Netzwerkzugriff gewährt, ermöglicht Entra Private Access einen gezielten Zugriff auf einzelne Anwendungen – unabhängig vom Standort des Mitarbeiters.
Zugriff auf Legacy-Anwendungen ohne Internet-Expose
Ältere Unternehmensanwendungen, die nicht für das Internet konzipiert wurden, müssen oft über VPN bereitgestellt werden. Mit Entra Private Access lassen sich diese Anwendungen sicher und ohne öffentliche IP-Adresse bereitstellen, sodass keine Angriffsfläche entsteht.
Schutz sensibler Daten mit granularen Zugriffskontrollen
Unternehmen mit strengen Compliance- und Datenschutzanforderungen (z. B. Finanzdienstleister, Gesundheitswesen) profitieren von den dynamischen Richtlinien von Entra Private Access. Abhängig von Gerätestatus, Benutzeridentität und Standort können individuelle Zugriffsbeschränkungen angewendet werden.
Sichere Verbindung für externe Partner und Dienstleister
Statt einem externen Anbieter einen vollständigen VPN-Zugang zu gewähren, können Unternehmen mit Entra Private Access den Zugriff auf bestimmte Ressourcen genau definieren und überwachen.
Absicherung von Multi-Cloud- und Hybrid-Umgebungen
Unternehmen, die verschiedene Cloud-Dienste (Azure, AWS, Google Cloud) sowie On-Premises-Server nutzen, können mit Entra Private Access einen zentral verwalteten Zugriff auf alle Umgebungen realisieren – ohne komplexe VPN-Routing-Regeln.
7. Fazit & Zukunftsausblick
Microsoft Entra Private Access ersetzt herkömmliche VPNs durch eine flexiblere, sicherere und effizientere Lösung für den Fernzugriff auf Unternehmensanwendungen. Statt eines uneingeschränkten Netzwerkzugangs erhalten Nutzer gezielte Berechtigungen auf Anwendungsebene, wodurch Sicherheitsrisiken minimiert und die Verwaltung vereinfacht werden.
Die Vorteile gehen über reine Sicherheitsaspekte hinaus: Unternehmen profitieren von einer cloudbasierten Architektur, besserer Performance und geringeren Betriebskosten. Da keine komplexe VPN-Infrastruktur mehr erforderlich ist, lassen sich hybride Arbeitsmodelle und Multi-Cloud-Umgebungen problemlos integrieren.
Zukünftige Entwicklungen in den Bereichen KI-gestützte Bedrohungserkennung, automatisierte Zugriffskontrollen und verbesserte Compliance-Funktionen könnten Entra Private Access weiter optimieren. Microsoft setzt auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung, um Unternehmen eine noch dynamischere und intelligentere Zugriffslösung bereitzustellen.